Die jüdischen Gemeinden im Altkreis Hünfeld
In Mansbach, das vor der Gebietsreform 1972 zum Kreis Hünfeld gehörte, lebten ab 1571 ebenfalls Juden. Sie standen unter dem Schutz der dortigen Herren von Mansbach. Namentlich erwähnt sind in den vorliegenden Quellen: Isaac (1571-85), Moses (Mosche, 1571), Joseph (1585), Saul (1599), Abraham, Sohn des Saul (1599 - später in Markköbel).
Bis 1830 hatte sich in Mansbach eine große jüdische Gemeinde gebildet, laut einer amtlichen Erhebung war sie mit 211 Personen in 49 Haushaltungen die größte im Kreis Hünfeld. 1852 nahm Rhina mit 304 Juden diesen Platz ein und verwies Mansbach mit 205 Personen auf den zweiten Rang. In den Folgejahren sank die Zahl der jüdischen Einwohner kontinuierlich. Die Abwanderung der meist armen Juden erfolgte häufig nach Amerika und in größere Städte, aber auch in das benachbarte Mittelstädtchen Bad Hersfeld. 1905 wohnten noch 92, 1936 nur noch 25 Juden in Mansbach. 1939 war die jüdische Gemeinschaft auf acht Personen zusammengeschrumpft. Von diesen haben zwei Mansbach offenbar verlassen, vier wurden Anfang Dezember 1941 nach Riga, die beiden letzten 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von den in den dreißiger Jahren in Mansbach ansässig gewesenen Juden kamen 13 in den Todeslagern der Nazis ums Leben.
Wie in den anderen Orten des Kreises Hünfeld betätigten sich die meisten Mansbacher Juden im Bereich des Handels. Aus einer Statistik des Jahres 1830 gehen folgende Berufe hervor: 1 Lehrer, 5 Metzger, 1 Kürschner, 1 Schuhmacher, Fell- Woll- und Warenhändler, 2 Studierende, Viehhändler.
Aus dem Handel im Umherziehen entstanden auch in Mansbach gegen 1900 zunehmend Ladengeschäfte etwa: Manufakturwaren, Eisenwaren, Gemischt-waren, Metzgerei und Bäckerei.
Natürlich gab es in Mansbach auch eine Synagoge, die bereits im Jahr 1717 existiert haben muss, was aus einer aufgefundenen Balkenüberschrift hervorgeht. 1)
In den Jahren 1841/42 ist eine eigene jüdische Volksschule nachgewiesen, als Lehrer amtierte Hirsch Brandes aus Witzenhausen. Die jüdische Schule soll sich bis ins Jahr 1926 gehalten haben. 2) Danach besuchten die wenigen Schülerinnen und Schüler die christliche Schule am Ort.
Die jüdische Gemeinde Mansbach hatte außerhalb des Dorfes (im Siffig) einen eigenen Friedhof, dessen Anfang aber bisher ungeklärt ist. Es befinden sich dort 91 Grabmäler in fünf Reihen. Weitere, teils in dem unterhalb fließenden Bach aufgefundene Steine, wurden am Friedhofseingang aufgestellt.
Der Friedhof wurde in der Nazizeit abgeräumt und als Kuhweide genutzt, die Grabsteine zur Bachbefestigung missbraucht. Nach 1945 verlangte die amerikanische Militärverwaltung die Wiederaufstellung der Grabsteine durch die Dorfbewohner, wobei die Originalpositionen wegen fehlender Lagepläne nicht wiederhergestellt werden konnten. 3)
Heute ist der jüdische Friedhof wieder in gutem Zustand.
Dr. Dieter Wunder aus Bad Nauheim, der sich auch intensiv mit dem Adelsarchiv der Geyso zu Mansbach im Staatsarchiv Marburg befasst hat, schrieb am 29. April 2019 als Ergänzung:
"In Mansbach lebten spätestens 1571 Juden - das folgere ich aus dem ältesten Schatzungsregister von 1577 (Türkensteuer). Damals werden als Steuerzahler genannt: Benes Jude, Gißell Jude, Einkaries Jude, Noß Jude, Mosch Jude, Josuph Junde Jude, sein Sohn Schmell.
Es gab damals in Mansbach ingesamt 83 steuerzahlende Bewohner. Auch dass Manes Steinhaus immer wieder nach Mansbach kam, spricht dafür, dass Mansbach damals für Juden schon eine gewisse Wichtigkeit hatte.
Eine "Schule" wird in den Rechnungen der Geyso 1681/82 genannt, auch ein Begräbnis: für beides mussten die Juden zahlen. Also gab es schon damals Synagoge und Friedhof.
Ladengeschäfte muss es bereits 1747 gegeben haben, denn die Kirchenordnung von 1747 verfügte, dass Juden ihre Kramläden an Sonntagen wie an Schabbas geschlossen halten müssen."
Anmerkungen:
1-3) Unveröffentlichte Hausarbeit von Miriam Hahn: Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Mansbach unter besonderer Berücksichtigung der Nationalsozialistischen Diktatur