Familien Fritz, Paula und Moritz Plaut
Familie Fritz Plaut
"In der Rhinaer Straße gegenüber vom Haus Bolender wohnte die Familie Fritz Plaut. Mit Dorfnamen wurden sie "Märms" genannt. Fritz (Max Friedrich) Plaut war Metzger. Er schlachtete das Rindfleisch selbst. Es kam natürlich ein Schlächter aus Rhina, der das Schlachtvieh tötete, damit das Fleisch koscher war. Das Hinterteil vom Rind wurde meistens an christliche Familien verkauft. Die Jungen von Familie Johannes Manns nahmen immer Fleischbestellungen auf. Dann lieferten sie die bestellte Ware an die Häuser aus. Man konnte auch selbst in den Laden gehen und einkaufen.
Am Schild am Haus stand: "Metzgerei von Meier Plaut". Meier war der Vater von Fritz. Meine Mutter hatte in einem Fotoalbum ein Bild von Jettchen Plaut, der Schwester vom Fritz. Sie zog schon früh nach Holland, wo sie heiratete. Das Bild hatte sie meiner Mutter als Freundin geschenkt.
Fritz und seine Frau hatten zwei Kinder: Marga und Manfred. Marga war etwas beschränkt. 7) Manfred war schon früh zu Verwandten nach Holland gekommen. 8) Der Vater Fritz Plaut ist in den dreißiger Jahren gestorben (Dez. 1934). 9)
Ich kann mich heute noch daran erinnern, wie seine Frau (Sophie Plaut geb. Jungheim) beim Pfuhlgraben auf dem Beton herunterrutschte, sich die Hände wusch und wieder nach Hause ging. Die Frauen gingen bei einer Beerdigung nicht mit auf den Friedhof.
Wohin seine Frau und Tochter kamen, weiß man nicht (inzwischen weiß man es!). 10)
Das Haus wurde von Heinrich Hahn gekauft. Später kaufte es Helmut Fischer, er baute es aus, um es zu vermieten. Heute ist es die Nr. 7 in der Rhinaer Straße."
Grabstätte von Fritz Plaut
auf dem jüdischen Friedhof in Wehrda
Foto: E. Sternberg-Siebert
Auf der Rückseite: Max Friedrich Plaut geb. 11. Mai 1889 gest. 11. Dezbr. 1934
Foto: E. Sternberg-Siebert
Die Schneiderin Paula Plaut
"Das Haus darüber in der Rhinaer Straße Nr. 9 wurde von der Schneiderin Paula Plaut bewohnt. Sie war am 21. Oktober 1882 in Wehrda geboren und war die Schwester von Wolf Plaut. Sie flüchtete nach England. Dort hatte sie zwei Schwestern.
Paula Plaut war Schneidermeisterin und bildete auch viele Christenmädchen aus. Von Burghaun kannte ich Luise Popp. Sie fing 1931 an, bei ihr zu lernen. Die Lehrstellen waren damals rar. Ihr Vater und sie brachten ihre Nähmaschine mit einem Handwagen von Burghaun zu Paula Plaut, damit sie dort damit nähen konnte. Ich habe gerade die Dorfstraße gekehrt, als sie vorbeikamen."
Moritz Plaut
" 'In der Eck' wohnte der Jude Moritz Plaut. Er war nicht verheiratet. Sein Bruder David Plaut war im ersten Weltkrieg gefallen. (mehr) Der Moritz fuhr mit dem Fahrrad in die Dörfer und kaufte Tierhäute und Felle von den geschlachteten Tieren auf. Die brachte er nach Niederaula zu einer Familie Oppenheim. Der Handelsmann Oppenheim betrieb ein Häute- und Fellgeschäft. Was mit Moritz Plaut geschehen ist, weiß ich nicht. Das Haus gehört heute Helmut Fischer."