Empfang im Rathaus und Besuch des jüdischen Friedhofes
Bürgermeister Alexander Hohmann ließ es sich nicht nehmen für die angereisten Nachfahren von Fanny Nußbaum einen kleinen offiziellen Empfang unter Teilnahme einiger Gemeindevertreter im Festsaal des Burghauner Schlosses auszurichten. In seiner Begrüßungsansprache hieß er die Gäste an ihrer ersten Erinnerungs-Station Burghaun herzlich willkommen und betonte seine besondere Freude daüber, zum wiederholten Mal jüdische Besucher in der Heimat ihrer Vorfahren empfangen zu können.
Nach Vorstellung der Gäste gab ich in Form einer Power Point Präsentation in englischer Sprache einen kurzen Überblick über die jüdische Geschichte von Burghaun und des Hünfelder Landes, worum mich Mr. Keness als Organisator des "Family Heritage Trip" gebeten hatte.
JEWISH LIFE IN THE COUNTY OF HUENFELD
Anschließend war eine Führung zum jüdischen Friedhof entlang von Stolpersteinen vorgesehen. Da aber der Bus erst mit reichlicher Verspätung in Burghaun eingetroffen war und es unablässig regnete, musste man leider auf den Gang durch die Ringstraße und den Fußweg zum Friedhof verzichten und stattdessen hinauf zum "guten Ort" per Auto fahren.
Ich hatte acht Grabstätten von Mitgliedern der Rothenkircher Familie Nußbaum mit roten Wollfäden markiert, um nicht unnötig lange in dem durchnässten Gelände suchen zu müssen, was sich als sehr hilfreich erwies.
Zuerst besuchte man das Grab des ältesten Urahnen Mendel Nußbaum (1781-1827) auf dem ältesten Teil des Begräbnisplatzes, wo eine Angehörige der jüngsten Generation zum ehrenden Gedenken ein Gebet sprach.
Die zuletzt besuchte Grabstätte auf dem neuesten Teil des Friedhofes war die von Salomon Nußbaum (Mendels Sohn und Fanny Nußbaums Vater), der von 1817 bis 1886 in Rothenkirchen lebte und Synagogenältester war.
Yoram Keness, Salomons Ur-Ur-Enkel übersetzte die eindrucksvolle Grabinschrift für die Verwandten ins Englische.
Sie lautet auf Deutsch:
Hier ruht
ein treuer, gerechter und aufrichtiger Mann.
Seine Handlungen waren gut und redlich.
Frühmorgens und abends eilte er ins Bethaus
und zum Gebet.
Auch war er bescheiden in allen seinen Angelegenheiten.
Denn er ertrug das Joch [.....]
alle Tage seines Lebens mit Liebe.
Dies ist Salomo, Sohn des Menachem
aus Rothenkirchen.
Er starb in gutem Ruf in der Nacht
zum Mittwoch, am 22. Tamus [5] 646
n.d.k.Z. (= 25.7.1886).
Seine Seele sei eingebunden im Bunde
des Lebens.
Salomon Nussbaum aus Rothenkirchen
Aufnahmeblatt der Grabstätte mit Informationen zu Mendel Nußbaum - Dokumentation der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 1985
Aufnahmeblatt der Grabstätte mit Informationen zu Salomon Nußbaum - Dokumentation der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 1985